Zu den Umsetzungsmöglichkeiten im Einzelnen
In jeder Lehrform und in jedem Fach einsetzbar sind alle Strategien, die sich auf Ebene der Mikrodidaktik bewegen, also in Ihrem unmittelbaren didaktischen Handeln. Dies kann Sprache und Kommunikation betreffen oder auch die Methodennutzung.
Elemente, die stärker mit Lehrinhalten zu tun haben, sind eine gender- und diversitätsbewusste Auswahl von Fallbeispielen, Aufgabenstellungen und Forschungsfragen. Dazu gehört beispielsweise die Auswahl von Literatur, die unterschiedliche wissenschaftliche und soziale Perspektiven auf einen Forschungsgegenstand eröffnet – um nur eine Möglichkeiten zu nennen.
Mehr Anregungen für die fachspezifische Gestaltung gender- und diversitätsbewusster Lehre finden Sie unter Inhaltliche Anknüpfungspunkte, Gender- und Diversityforschung und in den Fachspezifischen Beispielen.
Hier können Gender und Diversity durch die Schwerpunktsetzung in einer oder mehreren einzelnen Sitzungen innerhalb eines Seminars, einer Vorlesung oder einer Übung ebenfalls integrativ eingebunden werden. Es empfiehlt sich diese Sitzungen nicht isoliert zu behandeln, sondern die besprochenen Gender und Diversityaspekte als eine wichtige Perspektive auf das Veranstaltungsthema zu integrieren.
Beispiele:Das Sitzungsthema „Care-Chains als Teil innereuropäischer Arbeitsmigration“ in einem Seminar zur EU-Außenpolitik, das Sitzungsthema „Die Idealtheorie Emmy Noethers zur kommutativen Algebra“ in einer Veranstaltung in der Mathematik, oder „Stereotype in Schulbüchern“ in einer Veranstaltung für Lehramtsstudierende.
Hier können Gender- und Diversityaspekte Gegenstand eigenständiger Seminare, Vorlesungen oder Übungen und Tutorien sein.
Beispiele für diese Art der integrativen Einbindung finden Sie für die Freie Universität Berlin in der AGENDA, die jedes Semester vom Margherita-von-Brentano-Zentrum herausgegeben wird.
Weitere Beispiele finden Sie in der Toolbox unter Good Practice für gender- und diversitätsbewusste Lehre.
Gender und Diversity können aber auch als eigenes Lehr- und Forschungsfeld mit unterschiedlichen Veranstaltungsformen innerhalb eines Studiengangs verhandelt werden, zum Beispiel in Form eines Moduls.
Beispiele für diese Form der Einbindung sind folgende Module an der Freien Universität Berlin:
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„D4: Culture – Gender – Media“ und „Gender, Diversity und Sexuelle Vielfalt im Fachunterricht“ im Masterstudiengang Lehramt für Gymnasien,
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„Negotiating Gender: Constructions, Representations, Theories“ im MA English Studies: Literature – Language – Culture,
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„D: Geschlechterverhältnisse, Lebensformen, Transformationen“ im MA Interdisziplinäre Lateinamerikastudien.
Hier sind Gender und Diversity Gegenstand von Modulen, die speziell für einen Fachbereich entwickelt werden.
Beispiele für diesen Ansatz sind die ABV-Angebote an der Freien Universität Berlin im Bereich Gender und Diversity, die direkt an den Fachbereichen angesiedelt sind, wie bspw. das Modul „BWL und Gender“ im ABV-Bereich der Wirtschaftswissenschaften. Denkbar sind auch Module zu Gender und Diversity, die gleichzeitig in mehrere Studiengänge an einem Fachbereich eingebunden sind (z.B. Module für Lehramts- und Bachelorstudiengänge).
Ähnlich den Zertifikaten lassen sich Gender und Diversityangebote auch in hochschulübergreifenden Modulen, wie etwa an der Freien Universität Berlin, organisieren. Das Margherita-von-Brentano-Zentrum bietet für Bachelorstudierende im Rahmen der Allgemeine Berufsvorbereitung (ABV) im Kompetenzbereich Gender- und Diversitykompetenz wahlweise 5 Module an:
Hier sind Gender- und Diversity zentraler Gegenstand eines Studiengangs, der zwar interdisziplinär ausgerichtet ist, sich jedoch innerhalb verwandter Fächergruppen bewegt – entweder an einem Fachbereich, einer Fakultät, oder in Kooperation mehrerer Fachbereiche.
Beispiel für eine solche Einbindung ist z.B. der Masterstudiengang ‚Gender, Intersektionalität und Politik‘ am Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften der Freie Universität Berlin. Das Lehrangebot wird hier häufig aus den Lehrangeboten der beteiligten Fachbereiche mitgespeist und erweitert umgekehrt lokale Angebote um spezifische Perspektiven der Gender- und Diversityforschung.
Eine weitere fachübergreifende Methode, Gender und Diversity in Forschung und Lehre zu integrieren, sind eigenständige, häufig stark interdisziplinär angelegte Studiengänge, die alleine oder in Kombination mit bestimmten Schwerpunktfächern studiert werden können.
Eine Zusammenstellung von Studiengängen zur Frauen- und Geschlechterforschung/Gender Studies in deutschsprachigen Ländern finden Sie beim Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien oder beim Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW.
Möglichkeiten der Einbindung ohne Studiengang sind Zertifikate für Gender und Diversity oder angrenzende Themenfelder. Studierende können hier – zusätzlich oder mit spezifischem Bezug zu ihrem Fach oder ihrem Forschungsgebiet – Kenntnisse im Bereich interdisziplinärer Geschlechter- und Diversitätsstudien erwerben. Die Zertifikate, wie sie etwa im Rahmen von Gender Pro Mint an der TU Berlin oder dem Gender-Diversity-Zertifikat an der Leuphana-Universität Lüneburg angeboten werden, sind auf vielfältige Art mit dem regulären Studienangebot verknüpfbar.