Was können Lehrende in mündlichen Prüfungen machen?
Vor allem, Zeit geben und Ruhe ausstrahlen. Alles, was Studierenden eine Vergrößerung des Kontrollgefühls vermittelt, ist gut. Das heißt, man sollte natürlich kein abwertendes Verhalten zeigen, sich nicht lustig machen. Wenn Sie merken, da ist jemand sehr nervös, versuchen Sie erstmal, ein bisschen ins Gespräch zu kommen. Die besten Leistungen werden erzielt, wenn Studierende das Gefühl haben, die Prüfung sei ein Fachgespräch unter Kolleg*innen. Wenn es die Prüfungsordnung erlaubt, können die Studierenden auch zunächst über ein Eingangsthema referieren. Das wird nicht bewertet und soll helfen, ins Sprechen zu kommen. Setzen Sie die Studierenden nicht unter Druck, ermöglichen Sie, einen Schluck zu trinken und durchzuatmen. Fürs Gedächtnis ist es gut, das Thema einzubetten: „Gehen Sie mal davon aus, …“. Wenn gar keine Hilfestellung hilft, ist es empfehlenswert, auf ein anderes, entfernteres Thema eingehen. Schlagen Sie vor, eine Frage erstmal zu parken und später ggf. darauf zurückzukommen. Es geht nicht darum, Standards aufzuweichen, aber Sie wollen ja wissen, was die Person wirklich weiß bzw. kann.
Studierende erzählen selten, dass eine Prüfung nicht fair gelaufen ist, also dass Prüfende offensiv unfair gewesen seien. Häufiger kommt es vor, dass Studierende die Benotung nicht nachvollziehen können. Wenn jemand durchfällt, erklären Sie der Person, warum, was genau gefehlt hat. Wenn die Person das nicht versteht, wird sie die nächste Prüfung möglicherweise als weniger kontrollierbar wahrnehmen. Bieten Sie Ihre Sprechstunde dafür aktiv an, denn direkt nach der Prüfung ist nicht für alle Studierenden ein guter Zeitpunkt, um das Feedback zu verstehen oder später zu erinnern. Zeigen Sie sich generell ansprechbar, auch für Fragen zur Prüfung. Was uns freut ist, dass viele Lehrende bereits auf unsere Beratungsstelle verweisen.